Hier ist viel Bäuerlichkeit drin
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- 27 Januar 2011
Zu lesen war dieser Satz an einem Stand auf dem Oldenburger Bauermarkt. In Abgrenzung zum Dioxin-Skandal, zur Massentierhaltung mit ihren alltäglichen Gaben von Antibiotika und Masthilfsmitteln und der Tierquälerei sagt dieser Satz eigentlich alles, was wir Linken in der Agrarpolitik anstreben müssten.
Linke Agrarpolitik setzt nur auf eine bäuerliche Landwirtschaft, in der Bäuerin oder Bauern noch ihren Hof überblicken können und geschlossene Betriebskreisläufe anstreben. Massentierhaltung wird auf diesen Höfen ersetzt durch artgerechte Haltung der Tiere in Größenordnungen, die keinen Krankheitsdruck zulassen. Zumal die Bäuerin oder Bauer es unverantwortlich finden, dass soviel pflanzliches Eiweiß vernichtet wird, um weniges tierisches Eiweiß zu produzieren.
Ein solche bäuerliche Landwirtschaft wird von dieser herrschenden Agrarpolitik systematisch in den Abgrund gedrängt, es lebe der innovative Wachstumsbetrieb in der konventionellen wie auch in der ökologischen Landwirtschaft. Diese Landwirtschaft ist der ideale Nährboden für weitere gewollte oder ungewollte Skandale.
Die bäuerliche Landwirtschaft braucht keine staatlichen Almosen, sondern gerechte Erzeugerpreise, mit denen nicht nur ein Überleben gesichert ist, sondern auch Investitionen getätigt werden können für die Erhaltung und Erweiterung des Hofes. Nun gibt es keinen allgemein gerechten Erzeugerpreis, denn der ist abhängig von dem Umfang der jeweiligen Produktion. Deshalb ist die Idee des gestaffelten Erzeugerpreises so bestechend, weil dieser Preis Grundmengen besser honoriert und höhere Mengen nur abgestaffelt bezahlt. Keine Idee von mir, die Forderung nach dem gestaffelten Erzeugerpreis gibt es schon über vierzig Jahren und wird ansatzweise in Norwegen realisiert.
Grundmengen werden nach den familieneigenen Arbeitskräften berechnet und nur Beschäftigte, die den Tariflohn erhalten, können mit berechnet werden. Dies ist mein Zugeständnis an die Genossenschaften in den östlichen Bundesländern, deren Grundlagen sich meiner Meinung nach immer weiter von einer bäuerlichen Landwirtschaft entfernen.
Alles andere kann ersatzlos gestrichen werden, eine gerecht bezahlte bäuerliche Landwirtschaft braucht weder die erste oder die zweite Säule aus Brüssel, an denen sich bisher vor allem die Großen innerhalb und außerhalb der Landwirtschaft hemmungslos bedient haben. Das allgemeine Agrarkreditprogramm und die Steuervergüngstigungen gehören dann ebenfalls der Vergangenheit an.
Nur der soziale und ökologische Bereich bedarf weiterhin der staatlichen Aufmerksamkeit. Im sozialen Bereich sind wir Linken nach der Forderung nach einer Bürgerversicherungen auf einem guten Weg, wenn darin auch die Landwirtschaft einbezogen wird. Höhere Umweltstandards über den gesetzlichen Rahmen hinaus sind mit Prämien auszustatten.
Der Autor Gerd Coldewey bewirtschaftet einen kleinen Biolandhof und ist Vorsitzender des LINKEN Kreisverbandes Wesermarsch.