Schmähung für Geschäfte mit Hunger und Umweltzerstörung: Ethecon-Stiftung verleiht Black Planet Award an Deutsche-Bank-Manager.
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- 28 November 2013
Im Rahmen der diesjährigen Tagung von ethecon - Stiftung Ethik & Ökonomie sind Anshu Jain und Jürgen Fitschen von der DEUTSCHEN BANK mit dem Internationalen ethecon Black Planet Award 2013 geschmäht worden. Den Blue Planet Award erhielt die Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano.
Seit 2009 ist Anshu Jain Mitglied des Vorstands der Deutschen Bank. Zusammen mit Jürgen Fitschen hat er seit Anfang Juni 2012 den Vorstandsvorsitz der Deutschen Bank inne. Gemeinsam sind sie die Nachfolger des langjährigen Vorstandsvorsitzenden Josef Ackermann. Axel Köhler-Schnura, Gründer der Stiftung ethecon und 2008 für den Alternativen Nobelpreis nominiert, betont die Notwendigkeit eines Schmähpreises: „Es gibt viele Preise, die 'Errungenschaften' und 'Verdienste' in Politik, Kultur und Wissenschaft auszeichnen, doch viel zu wenige Preise, die Widerstand gegen verheerende soziale, politische und ökologische Entwicklungen würdigen. Und faktisch gar keinen Preis, der Verantwortung für Barbarei und Zerstörung anprangert."
ethecon kritisiert an Jain und Fitschen in erster Linie, dass die Deutsche Bank sich mit ihren Rohstoff- und Agrarfonds an Nahrungsmittelspekulation und Landgrabbing beteiligt. Das sei ein Geschäft mit dem Hunger, allerdings gewinnbringend für ManagerInnen und AktionärInnen. „Nahrungsmittelspekulation verteuert die Lebensmittel in den armen Regionen, Landgrabbing raubt der jeweils heimischen Bevölkerung das Land für eigenen Lebensmittelanbau“, so das ethecon-Dossier. Und weiter: „Die Verantwortlichen der Deutschen Bank haben keine Hemmungen, ihre Profite auf Kosten von Umwelt, Klima, Menschenrechten und sogar Menschenleben zu machen. Dass sie gleichzeitig Greenwashing betreiben, der Bank also einen grünen, sprich: einen nachhaltigen und umweltbewussten Anstrich geben wollen, ist dabei der Gipfel an Zynismus. Denn die Bank gehört zu den größten Investoren bei der Finanzierung von Atomkraftwerken, Staudämmen oder anderen Megaprojekten.“ Als Beispiele nennt ethecon die Unterstützung des weltgrößten Kohleproduzenten, COAL INDIA, dessen Abbaugebiete direkt an indische Nationalparks grenzen. Dort leben Tiger, mit die letzten ihrer Art. Ein weiteres Beispiel ist die Unterstützung des malaiischen Palmöl-Unternehmens FELDA durch die Deutsche Bank, das mit der Abholzung des Regenwaldes Profit erwirtschaftet. Kurzum: „ethecon sieht im Handeln der Großaktionäre, der Vorstandsvorsitzenden Anshu Jain und Jürgen Fitschen […] einen schockierenden Beitrag zu Ruin und Zerstörung unseres Blauen Planeten.“
Die „Schmährede“ dazu hielt die bekannte Publizistin und Frankfurter Stadtverordnete Jutta Ditfurth: "Jain und Fitschen sind mit der DEUTSCHEN BANK verantwortlich für die Kolonialisierung der Welt. Die DEUTSCHE BANK reißt mittels Tochtergesellschaften und Fonds die strategischen Ressourcen der Erde an sich. Landraub, Landgrabbing, die Vergiftung der Erde und die Vertreibung der LandbewohnerInnen, aus deren Elend die DEUTSCHE BANK ihren Profit bezieht, in Asien, Lateinamerika und vor allem Afrika - das ist der neue Kolonialismus." Barbara Happe vom Dachverband der Kritischen AktionärInnen versicherte, dass der „Preis“ den Geschmähten in einer international abgestimmten Aktion im Rahmen der nächsten Hauptversammlung der DEUTSCHEN BANK persönlich überreicht wird.
Das Gegenstück zum Black Planet Award, der positive Blue Planet Award ging an die Antifaschistin und Friedenskämpferin Esther Bejarano, eine der letzten Überlebenden des Mädchenorchesters von Auschwitz. Die Laudatio dazu hielt die Bundestagsabgeordnete Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE).
Die Verleihung der beiden internationalen ethecon-Preise fand im Rahmen eines gut besuchten öffentlichen Festaktes während der ethecon-Tagung "No Fracking - Kein Gift in unsere Erde!" Mitte November in Berlin statt.
Esther Bejaranos anschließender Dank war überwältigend: Sie gab ein Konzert zusammen mit der „Microphone Mafia“. Lieder aus dem antifaschistischen Widerstand und der Arbeiterbewegung erklangen zusammen mit Rap-Musik für eine gerechtere Welt im Heute und Morgen. Die fast 89-jährige meinte mit bewundernswertem Elan dazu: "Ich bin jetzt unter die Rapper gegangen. Auf der Bühne sind wir drei Generationen und drei Religionen. Wir singen gegen Faschismus und Krieg." Im vollbesetzten Saal auf dem Berliner Pfefferberg begeisterte das ein Publikum zwischen 17 und 77.
Über die konkrete Ehrung und Schmähung hinaus konnte diese Tagung ohne Zweifel einen konkreten Beitrag leisten zu einer immer stärkeren Vernetzung von Initiativen für Frieden, Ökologie und internationale Gerechtigkeit.
Die Internationalen ethecon Blue Planet Awards ehrten in den vergangenen Jahren Diane Wilson/USA (2006), Vandana Shiva/Indien (2007), José Abreu und Hugo Chávez/Venezuela (2008), Uri Avnery/Israel (2009), Elias Bierdel/Österreich (2010), Angela Davis/USA (2011) sowie Jean Ziegler/Schweiz (2012). Die Internationalen ethecon Black Planet Awards hingegen schmähten Manager und GroßaktionärInnen der Konzerne MONSANTO/USA (2006), NESTLÉ/Schweiz (2007), BLACKWATER (XE)/USA (2008), Formosa Plastics Group/Taiwan (2009), BP/Großbritannien (2010), TEPCO/Japan (2011) und GLENCORE/Schweiz (2012).
ethecon ist im Gegensatz zu den vielen Konzern-, Familien-, Kirchen-, Partei- und Staatsstiftungen eine der wenigen Stiftungen "von unten", die sich mit ihren derzeit 40 ZustifterInnen und dem Leitmotiv "Für eine Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung!" in der Verantwortung gegenüber den kommenden Generationen sieht.