Tierhaltung im Fadenkreuz des Profits
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- 4 Juli 2014
Die landwirtschaftliche Tierhaltung steckt in einem Dilemma. Wir brauchen sie für Milch und Fleisch, aber auch Leder, Wolle und andere Produkte. Zur Pflege der Kulturlandschaft. Für Naturschutz und Landtourismus. Nutztiere sind die besten Deichschützer. Sie sichern die Bodenfruchtbarkeit im Ackerbau. Darüber hinaus bindet eine Landwirtschaft mit Tierhaltung mehr Arbeitsplätze in den Dörfern als reiner Ackerbau.
Aber die Tierhaltung steht am Pranger. Zumindest viele von denen, die noch übrig geblieben sind. Denn viele landwirtschaftliche Tierhaltungen sind Opfer des Strukturwandels und geben auf. Wir haben eine dramatische Fehlentwicklung. Im Zentrum der Kritik stehen die Betriebe. Aber aus Sicht der LINKEN gehören die eigentlichen Ursachen und die wirklichen Profiteure dieser Entwicklung an den Pranger gestellt - ohne die aus ihrer Verantwortung zu entlassen, die das mitmachen oder rechtfertigen.
Das marktwirtschaftliche Regelwerk des Kapitalismus zwingt landwirtschaftliche Betriebe, immer billiger zu produzieren. Die Diktatur des Geldes macht die zu Verlierern, die mit sozialer und ökologischer Verantwortung arbeiten und die zu Siegern, die skrupellos und gierig genug sind, Bedenken - auch ethische - beiseite zu schieben. Das ist absurd und inakzeptabel.
Eigentlich müsste die Dominanz des Geldes gebrochen werden, um Nutztiere wirksam vor Profitgier zu schützen. Doch für so tiefgreifende Systemkorrekturen gibt es zurzeit keine politischen Mehrheiten. Leider. Und doch dürfen wir dem Markt nicht das Regieren überlassen. Der Gesetzgeber ist in der Pflicht, wenigstens die gröbsten Fehler im System zu beseitigen. Dazu brauchen wir Mut im Parlament, denn wir müssen uns mit den Profiteuren des Systems anlegen - und zum Beispiel die Preisdiktatur der Verarbeiter und des Lebensmitteleinzelhandels verhindern. Dabei geht es nicht nur um Schnäbelkürzen, betäubungslose Ferkelkastration oder Schreddern männlicher Küken.
Es geht auch darum, dass immer mehr Tierhaltungsanlagen weder in die Landwirtschaft, noch in die Region integriert sind. Diese Entkoppelung trägt dazu bei, dass Tierhaltungsanlagen immer größer werden. Megaställe mit über 400 Tsd. Hähnchen oder 40 Tsd. Schweinen sind längst keine Ausnahmen mehr. Allein in Brandenburg sind aktuell 35 solcher Vorhaben beantragt. In anderen Regionen wie im Niedersächsischen Schweine- und Geflügelgürtel werden so viele Tiere gehalten, dass die Gülle nicht vor Ort entsorgt werden kann.
Ja, in Ostdeutschland gibt es für funktionierende landwirtschaftliche Stoffkreisläufe zu wenig Nutztiere. Aber diesen regionalen Mangel mit Megaställen auszugleichen ist inakzeptabel! Was wir brauchen eine sozial-ökologisch verträglichere regionale Verteilung der Nutztierbestände statt ostdeutsche Böden als Gülle- und Mist-Entsorgungsflächen zu missbrauchen und Gülletourismus aus dem Westen zu organisieren. Deshalb hat DIE LINKE diese Woche einen Antrag zur Deckelung der Tierbestände vorgelegt. Wir wollen, dass Maximalgrenzen pro Standort und pro Region definiert werden. Es ist dringend, denn die Prozesse sind im vollen Gange.
Der Antrag "Bestandsobergrenzen für Tierhaltung einführen" (18/1872) ist hier zu finden.