Klimakonferenz in Paris: Frauenfeindliches Klima
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- 2 Dezember 2015
Der erste echte Verhandlungstag an der Seine. Nach dem Auftritt der Staats- und Regierungschefs beginnt in Le Bourget die Detailarbeit der Verhandlungsteams. Für Öko-Themen zu streiten ist kein leichtes Brot. Seit über 15 Jahren fahre ich auf UN-Klimakonferenzen. Um danach mit hängenden Schultern und leeren Händen wieder nach Hause zu kommen. Die als »weich« geltenden Umweltthemen werden im politischen Alltag oft uns Frauen übertragen. Auch in der Linken beiße ich bei Ökofragen immer wieder auf Granit.
Dabei wird durchaus mit harten Bandagen gekämpft. Als ich 1994 als Abgeordnete in den Bonner Bundestag einziehe, wird mir als erste Erfahrung mit dem Parlamentarismus die Immunität entzogen, ich hatte zur symbolischen Schienendemontage beim Atomkraftwerk Gundremmingen aufgerufen. Umweltministerin ist damals Kanzlerin Merkel. Im Bücherregal meines Büros im Bundestag steht noch immer unsere Broschüre zum Untersuchungsausschuss Gorleben. Als Atomaufseherin favorisiert die CDU-Frau das Atommüll-Endlager in Gorleben. Schon oft habe ich auf Seite 49 geblättert: »Das Wichtigste aus diesem Gutachten ist aber, dass es keinen Standort in der Bundesrepublik Deutschland gibt, der besser geeignet ist als der derzeitige Standort Gorleben«, log die heute mächtigste Frau der Welt damals in einem SWR-Interview kritische Studien zur Endlagersuche weg. Den Untersuchungsausschuss zum Milliarden-Euro-Grab fast 20 Jahre später sitzt die Kohl-Schülerin gewissenhaft aus. Heute wissen wir immer noch nicht, wohin mit dem strahlenden Erbe, den uns die Atom-Fans in Wirtschaft und Politik hinterlassen haben.
Eine Frau aus mächtiger Familie
Auch die Chefin des UN-Klimasekretariats Christina Figueres hat großen Einfluss. Sie ist verantwortlich für die Organisation der Konferenzen der Staatenwelt zur Rettung des Klimas. Die Karrierediplomatin und ehemalige Beraterin für Erdöl-Investmentfirmen in Lateinamerika ist Tochter des dreifachen Präsidenten ihres Heimatlandes Costa Rica. Vater José Figueres Ferrer schickte einst nicht nur ein Flugzeug mit Gewehren und Munition an Fidel Castros Revolutionäre im Kampf gegen die Insel-Diktatur. In der Öko-Vorzeigenation, fast 100 Prozent des Stroms stammen dort heute aus Erneuerbaren, verstaatlichte er die Banken. Und führte erstmals das Wahlrecht für Frauen ein.
Frauen leiden am meisten unter Klimawandel und Armut
Wird es wichtig, werden die Frauen immer weniger. Das »Familienfoto« der Präsidenten und Regierungschefs gleicht einem Männerchor, über 150 Gesichter, nur sechs davon weiblich. Laut UN-Statistiken ist nur jedes vierte Delegationsmitglied eine Frau. Dabei sind es die Frauen, die am stärksten unter den Folgen des Klimawandels leiden. 70 Prozent der Menschen, die weltweit in Armut darben, sind Frauen. Bei Wirbelstürmen oder Dürren sterben meistens mehr Frauen als Männer. Und nach der Katastrophe sind es die Frauen, die ihre Familie aus der Misere ziehen. Weil sie es vielerorts sind, die traditionell für die Versorgung der Kinder und des Mannes mit Nahrung, Wasser und Energie verantwortlich sind. Nur ein Beispiel: In Afrikas Landwirtschaft werden 90 Prozent der Grundnahrungsmittel, also Reis, Knollen, Kartoffeln und Maniok von Bäuerinnen gepflanzt und geerntet. Weltweit stellen sie die Hälfte der Nahrungsmittel her. Und auch diese Zahl spricht Bände: Nur ein Prozent des weltweiten Ackerlandes ist in Frauenhand.
Frauen leben umweltfreundlicher
Ach ja, auch das sei mal gesagt: Frauen leben umweltfreundlicher. Sie fahren weniger und sparsamere Autos, fliegen weniger mit dem Flugzeug, essen weniger Fleisch, kaufen mehr Bio-Essen. Auf der Verursacherseite für CO2 und Umweltzerstörung sitzen die Männer. Nicht nur die Kriege gehen auf die Männer zurück. Sie planen die Verkehrsinfrastruktur, Autobahnen, neue Flughäfen wie die Dritte Startbahn in München. Kurzum: Nach mehreren Anläufen braucht es auch in UN-Klimaverhandlungen endlich eine Frauenquote.
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