Plastik im Blut
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- 31 August 2010
Der Anteil an Plastiktüten und -verpackungen im Alltag steigt stetig und gigantische Mengen dieser Abfälle finden sich dann in den Weltmeeren wieder. Das Problem besteht in der Langlebigkeit dieses Zivilisationsmülls. Die Zersetzung kann bis zu 450 Jahre dauern. Die Folgen für Meerestiere sind katastrophal und die Anreicherung entlang der Nahrungskette nachweisbar. So kann auch unser Blut inzwischen Kunststoffe in der Liste seiner Inhaltsstoffe aufführen.
Ralph Lenkert, Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit positioniert sich zu Fragen der taz:
Wie stehen Sie als Bundestagsfraktion zu einem Verbot von Plastiktüten in Deutschland bzw. Europa?
Für Plastik- Einkaufstüten gibt es genügend alternativen Ersatz. Einweg-Papiertüten, oder mehrfach verwendbare textile Taschen erfüllen die gleichen Funktionen beim Einkauf und beim Verpacken, ohne das es zu Preissteigerungen für die Bürger kommen muss. Die Linke befürwortet ein Verbot von Plastiktüten in den Bereichen wo es sinnvolle Alternativen gibt (siehe oben).
Plastikbeutel, die für sterile Produkte eingesetzt werden, oder Plastikbeutel, die aus hygienischen Gründen fast alternativlos sind, müssen weiter verwendet werden können. Allerdings plädieren wir für eine geringe Ressourcenverbrauchssteuer bei diesen Anwendungen, damit ein Anreiz zum Entwickeln von alternativen Verpackungen entsteht. Im großen Bereich der Verwendung von Plastikverpackungen, z.B. für eingeschweißte Lebensmittel, Bücher, Möbel und anderen Produkten sieht es die Linke ähnlich. Gibt es sinnvolle Alternativen, so sind Plastikmaterialien zu verbieten, ansonsten mit einer geringen Ressourcenverbrauchssteuer zu belegen. Entscheidend ist, dass durch die Verbote und Ressourcenverbrauchssteuern keine massiven Mehrkosten für die Bürgerinnen und Bürger entstehen, weil ansonsten die Akzeptanz für den Umweltschutz verschwindet und soziale Probleme verschärft werden.
Für wie problematisch halten Sie Plastikmüll in der Welt bzw. in Deutschland?
Plastikmüll ist für die Umwelt weltweit ein Problem und muss richtig entsorgt werden. Der natürliche Abbau erfolgt sehr, sehr langsam und deshalb gelangen immer mehr Teile des Mülls über die Nahrungsketten in unsere Lebensmittel und gefährden die Gesundheit der Menschen. Der Plastik-Müll hat auch seinen Anteil an der Gefährdung von Arten, weil z.B. die Freisetzung von Weichmachern die Fortpflanzungsfähigkeit verringert. Plastiktüten verschandeln die Umwelt und können auch direkt Tiere und Pflanzen durch Ihr Vorhandensein beeinträchtigen.
Auch die thermische Verwertung ist nicht unkritisch durch das Entstehen von Feinstäuben und die Freisetzung von Schadstoffen in die Umwelt beim Verbrennen. Die verschiedenen Belastungen betreffen auch die Bundesrepublik. Sowohl aus Gründen der Entsorgung als auch der Schonung der knapper werdenden Rohstoffe muss aus Sicht der Linken der Einsatz von Plastik in Tüten und bei der Verpackung so weit wie möglich vermieden werden.