Auf Antrag der Fraktion Die LINKE. im Bundestag hat der Bundestag am 17. Dezember 2010 in einer Aktuellen Stunde über den Castortransport ins Zwischenlager Nord bei Lubmin debattiert.
Zwei Geologen wie sie unterschiedlicher kaum hätten reden können über den berühmtesten Salzstock Deutschlands sagten am gestrigen Donnerstag vor dem Untersuchungsausschuss Gorleben aus. Der erste Zeuge, Siegfried Keller, ist als Geologe seit 30 Jahren beschäftigt bei der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) und so vollkommen unerschütterlich in seiner Überzeugung, dass nichts gegen den Salzstock Gorleben spreche, wie es der Untersuchungsausschuss nun schon mehrfach durch Wissenschaftler aus diesem Haus vorgeführt bekam. Diese Leute scheinen den Zweifel nicht zu kennen – und das macht sie in ihrer augenscheinlichen Harmlosigkeit ein bisschen unheimlich. Ist doch die Fähigkeit zu Skepsis, zur Ungläubigkeit und die Eigenschaft, immer neue Fragen zu stellen, immer neue Ungewissheiten zu haben, doch gerade das, was Wissenschaftlichkeit eigentlich ausmacht.
Der andere, Kellers Counterpart an diesem Tag, ist der Geologe Ulrich Schneider: Er war in den Anfangsjahren der Erkundung wichtigster Mitarbeiter bei Professor Duphorn, der mit seiner „Quartärgeologischen Gesamtinterpretation“ die ersten wichtigen Negativbefunde zum Salzstock erarbeitet hatte. Die Ergebnisse dieses Gutachtens vom Januar 1983 hatte Schneider zum Teil mitverfasst. Keller und Schneider waren als Berufsanfänger damals sogar einige Monate lang Kollegen – als Honorarkräfte bei der BGR. Bis BGR-Chef Venzlaff, der zuvor eine scharf zurückweisende, zum Teil diskreditierende Stellungnahme zum Duphorn-Gutachten verfasst hatte, eines Tages zu Schneider sagte: "Sie sind ein guter Geologe – aber auf eine feste Stelle bewerben brauchen Sie sich bei uns nicht."
Ein erfolgreiches Jahr des Anti-AKW-Protests geht zu Ende. Allen, die dabei waren, ob an den Brennpunkten, im Betrieb oder zu Hause, wünschen wir alles Beste zum frohen Feste und viel Power fürs kommende Jahr. Was in 2011 ansteht und welche Lehren aus der Vergangenheit zu berücksichtigen sind, kommentiert Ursula Schönberger von der AG Schacht Konrad in ihrem Beitrag "Am Rand, in der Mitte, oben und unten - die "neue" Anti-AKW-Bewegung". Ihre Losung für das Jahr 2011: "Ran an die Anlagen!". Sie erwartet Großaktionen an den Standorten der Atomkraftwerke und bei Ahaus, Gorleben, Lubmin und Schacht KONRAD. {jcomments off}
Die Hochzeiten der Anti-AKW-Bewegung seien vorbei, so schien es noch vor wenigen Jahren. Mit dem Atomkonsens von 2000 hatte die damalige rot-grüne Bundesregierung einen jahrzehntelangen Konflikt befriedet. Zwar gab es Einige, die den Konsens kritisierten. Die darauf hinwiesen, dass er kein Ausstieg, sondern eine Bestandsgarantie für die laufenden Anlagen war. Die davor warnten, dass die Betreiber ihre Atomkraftwerke bis zum nächsten Regierungswechsel hinüber retten würden. Aber viele, die sich engagiert hatten, schienen froh, dass die Kämpfe ein Ende hatten. Und wenn schon die Grünen in der Regierung nicht mehr erreichen konnten, dann musste man eben mit einem Auslaufen der Atomenergie erst 2025 oder später zufrieden sein.
Die "alte" Anti-AKW-Bewegung war erfolgreich gewesen, hatte jedoch ihre eigene Kraft und ihre eigenen Erfolge meist negiert. Ende der 70er bis Ende der 80er Jahre gab es spektakuläre Kämpfe an den Bauplätzen. Whyl, Grohnde, Gorleben, Kalkar, Brokdorf, Wackersdorf - bei diesen Namen steigen Erinnerungen an Bauplatzbesetzungen, Hüttendörfer und eine alternative Lebenskultur auf, aber auch an Hubschraubereinsatz, Wasserwerfer und Tränengas. Obwohl den AtomkraftgegnerInnen die Übermacht des „Atomstaates“ (Robert Jungk) mit all seinem paramilitärischen Gerät und politischen Propagandamitteln gegenüberstand, waren sie erfolgreich: Whyl wurde nicht gebaut, Kalkar nicht in Betrieb genommen und das Projekt, eine Wiederaufarbeitungsanlage in Deutschland zu bauen, ganz aufgegeben. Von den 598 ins Auge gefassten Atomkraftwerken und Wiederaufarbeitungsanlagen in West-Deutschland (KfA Jülich 1978) waren im Jahr 2000 gerade mal 19 in Betrieb. Doch nicht die Erfolge waren im kollektiven Bewusstsein der Bewegung verankert, sondern die Misserfolge.[1]
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