Mit Jim und Lukas gegen Fluglärm
- Details
- 27 August 2012
- von Dominik Fette
Wir waren unterwegs mit den Klappkarten "Lebensqualität geht vor: Flüge auf die Züge!“. Damit können die Leute der Landesregierung signalisieren, dass ein Konzept her muss, wie das Verlagerungspotenzial (siehe Kleine Anfrage) zügig ausgeschöpft werden kann. Denn: nicht Wachstum, sondern Reduzierung von Flugverkehr wäre nötig und rund ein Viertel aller Flugreisen könnten problemlos mit der Bahn erledigt werden.
In Hanau stehen wir am Markttag in der Stadt – zusammen mit einem gebastelten ICE mitsamt A380 als "Hinkucker". Unsere Karten gehen nicht schlecht weg. Einige unterschreiben gleich, die meisten nehmen mit und ein paar bleiben und reden:
Zum Beispiel der frühverrentete Geschäftsmann, der berichtet, dass sein Unternehmen generell Flugreisen fürs Management gebucht hat, auch wenn Zugfahrten bequemer besser gewesen wären. Das sei eine Statusfrage und Bürokratie. Ein Anderer merkt an, dass auch Politiker immer fliegen…
Aber es gibt auch positive Beispiele von Firmen, die auf Bahnreisen setzen. Ein älteres Ehepaar nimmt noch zwei Klappkarten für die Töchter mit: "Wir sind zum Glück gar nicht betroffen vom Fluglärm, aber es ist vernünftig und der Klima- und Umweltschutz ist auch wichtig."
Der Kollege vom VCD nimmt gleich einen kleinen Stapel. Er war mal Stadtverordneter in Hanau, ist völlig enttäuscht von den Grünen, die jeden Beton-Quatsch mitmachen, und erzählt, dass der SPD-Oberbürgermeister immer für den Flughafenausbau geworben und zugleich weniger Lärm versprochen hat. Eine Frau bringt die Karte zurück: Nein, sie sei nicht gegen mehr Flieger, weil der Flughafen Arbeitsplätze bringt. Und wem es zu laut sei, der solle doch wegziehen.
Aber wohin? Ein junger Pianist wohnt in Oberroden, wo die Flugzeuge eindrehen, seit die dritten Start-und Landebahn in Betrieb gegangen ist. Manchmal muss er den Klavierunterricht abbrechen, weil es viel zu laut vom Himmel dröhnt – im Minutentakt. Er "kennt" mich von Facebook, freut sich und wählt die LINKE, weil wir einzige echte Opposition sind.
Mit selbstgebasteltem ICE aufklären: Sabine Leidig (r.) im Gespräch
Wie ein Heimspiel
Die zweite Verteilaktion bei der Montagsdemo im Frankfurter Flughafen am Terminal 1 ist wie ein Heimspiel. Ich habe mir ein Plakat mit Jim Knopf und Lukas, dem Lokomotivführer, umgehängt und eine LINKE-Tasche. Die Klappkarten gehen weg wie warme Semmeln! Viele nicken anerkennend und zustimmend. Sonst nette kurze Wortwechsel, aber für mehr ist es einfach zu laut, mit all den Trommeln und Tröten der Protestierenden.
Am Regionalbahnhof kommt man dann doch noch ins Gespräch: mit einem Aussteiger-Investmentbanker, sehr nett und unkonventionell. Seit 15 Jahren wählt er DIE LINKE, weil die anderen Parteien Krieg als Mittel der Politik akzeptieren oder befürworten.