„Landgrabbing“ gibt es auch in Sachsen
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- 7 Oktober 2014
„Bauernland in Bauernhand?“ Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) Leipzig und die Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachen veranstalteten eine Podiumsdiskussion zur Bodenpolitik
Am 6. Oktober fand, organisiert vom BUND und der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen e.V. eine Podiumsdiskussion zur Bodenpolitik statt. Auf dem Podium saßen, moderiert von Jens-Eberhard Jahn (Publizist und Agrarexperte) die Bodenkundlerin Dr. Elisabeth Jüschke, MdL Kathrin Kagelmann (DIE LINKE), Roman Herre (FIAN) und Willi Lehnert (Bündnis Junge Landwirtschaft). Dabei ging es vor allem um die Ausbeutung ertragreicher Böden durch profitorientierte Konzerne und Investoren, die seit der Finanzkrise 2008/09 verstärkt landwirtschaftliche Flächen aufkaufen.
Dr. Elisabeth Jüschke erklärte, dass Großinvestoren das Land oft rücksichtslos ausbeuteten und durch industrielle Landwirtschaft die Böden ökologisch zerstören würden: „Industrielle Landwirtschaft mag kurzfristig zu höheren Erträgen führen. Langfristig zerstört sie die Bodenfruchtbarkeit.“ In Deutschland gebe es ausreichende Gesetze gegen die Zerstörung von Böden. Sie würden nur unzureichend angewandt.
Roman Herre erläuterte die Problematik in internationaler Perspektive. „Es ist eine Mär, dass nur arabische Staaten und China international Ländereien von mehreren hunderttausend Hektar aufkaufen. Es sind internationale Fonds und auch die Deutsche Bank, die an der Verdrängung von Kleinbauern im Globalen Süden beteiligt sind“, so Herre.
Willi Lehnert berichtete von den Schwierigkeiten junger Landwirtinnen und Landwirte, an Land zu kommen: „Die Pachtpreise steigen und die Treuhand-Nachfolgerin BVVG verkaufe das Land zu einem Drittel über dem Marktpreis um so den Bundeshaushalt zu sanieren. Da können nur Großinvestoren mithalten.“
Kathrin Kagelmann nannte Beispiele, wie insbesondere DIE LINKE versucht habe, politische Vorgaben zur Landvergabe in Deutschland zu erreichen. Entsprechende Anträge wurden im Landtag und Bundestag abgelehnt.
Einig waren sich alle, dass das Bodeneigentum breit gestreut sein müsse. Die Bündelung von Marktmacht durch Bäuerinnen und Bauern und politische Aktionen der Verbraucherinnen und Verbraucher könnten Schritte in Richtung einer solidarischen und nachhaltigen Landwirtschaft ermöglichen. Die Politik ist gefordert, Rahmenbedingungen für eine sozial und ökologisch nachhaltige Bodenpolitik zu schaffen.
Die Podiumsdiskussion fand im Rahmen der diesjährigen Erntedank-Aktionswoche des BUND in Leipzig statt. In den nächsten Tagen werden noch weitere Veranstaltungen stattfinden: unter anderem am Dienstag eine Pilzwanderung, am Freitag Film und Diskussion zur Bienenhaltung und dem in den letzten Jahren auftretenden Bienensterben sowie am Sonntag eine Schnitzeljagd im Auenwald.