Es ist einfach zu laut
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- 27 Januar 2012
Lärm ist ein Thema, dass in den letzten Jahren immer mehr Menschen bewegt. Ob Bahn- , Auto-, und da meine ich nicht nur die LKWs, oder Flugverkehr. Es ist einfach zu laut. In der Stadt sowieso, aber auch auf dem Land dröhnt das Schneller - Höher - Weiter durch die Dörfer.
Alle wollen jederzeit schnell überall Hinfahren und Hinfliegen können. Aber der damit verbundene allgegenwärtige Krach regt uns auf, wir wollen ihn nicht. Wir wollen wenigstens zu Hause ausspannen und „unsere Ruhe haben“. Zu Recht, denn Lärm macht krank. Nach einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist der Verkehrslärm als eine Ursache für Stress, Schlafstörungen und Herz-Kreislaufprobleme nach der Luftverschmutzung das zweitgrößte Gesundheitsrisiko. Der berühmte Arzt Robert Koch sagte schon vor 100 Jahren, zu Beginn der technischen Revolution, dazu: „Eines Tages wird der Mensch den Lärm genauso bekämpfen müssen, wie die Cholera und die Pest." Aus gesundheitlicher Sicht sind wir längst an dem Punkt angelangt.
Die Therapie: Lärmschutz! – und das ist ein heikles Thema, denn es wirft nicht nur die Frage nach den technischen Möglichkeiten und den Kosten auf, sondern auch nach unserer Lebens- und Wirtschaftsweise, die ein unaufhörliches Wachstum der Verkehrsströme zu Lande zu Wasser und in der Luft nach sich zieht. Von Amtswegen wird davon ausgegangen, dass die Lärmbelastung in Europa weiter zunimmt. Deshalb zu behaupten, es handle sich bei allen Regelungsversuchen um Placebos wäre übertrieben, aber es bleibt dennoch bei einer reinen Symptombehandlung.
Wenn die Gesellschaft, also wir, schon die grundsätzliche Frage nach dem Sinn dieser an Hysterie grenzenden Mobilität von Menschen und Waren nicht stellen will, müssen wir vorerst mit technischen Lösungen bei den schlimmsten Lärmverursachern vorlieb nehmen. Die EU ist bemüht und hat strengere Grenzwerte für den Kraftverkehr festgelegt. Aus LINKER Sicht zwar nicht ausreichend, aber wäre es nach den Vorschlägen der Bundesregierung gegangen, hätte es überhaupt keine höheren EU-Lärmschutzwerte für LKW und hochmotorisierte PKW gegeben. Glücklicherweise konnte sich Deutschland diesmal nicht durchsetzen.
In diesem Jahr gerät zudem der Fluglärm ins Brüsseler Visier. Dabei geht es um konkrete Betriebseinschränkungen auf europäischen Flughäfen. Allerdings wollen die Eurokraten in Brüssel selbst die Festlegungen für die Flughäfen treffen und dann die Länder darüber informieren. Was für eine abwegige Idee.
Die Diskussion um ein allgemeines Nachtflugverbot, beispielsweise wenn für Anwohner ein bestimmter Grenzwert überschritten wird, wäre trotzdem ein guter Ansatz. Das könnte Teil einer Strategie zur Eindämmung des rasanten Wachstum im Flugverkehrs werden, die aus Sicht des Klima- und des Lärmschutzes überfällig ist. Dass dies alles zeitgleich mit den massiven Protesten der Bürgerinnen und Bürger gegen die Flugrouten im Umfeld des Großflughafens Berlin-Brandenburg zusammentrifft, ist wirklich Zufall. Trotzdem ist für Anwohnende von Einflugschneisen aller europäischer Flughäfen die Diskussion um ein generelles Nachtflugverbot von besonderem Interesse.
Allerdings bleibt die Grundfrage unserer Zeit völlig offen: Wie wird der MARKT reagieren? Wird ER die menschlichen Argumente verstehen und akzeptieren? Wird der MARKT eine Nachtruhe zulassen? Wir ahnen es und wagen kaum, die Frage an IHN zu richten …