UBA: S21 wird noch teurer und ist verkehrliche eher nachteilig
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- 20 Oktober 2010
- von Dominik Fette
Das Umweltbundesamt bestätigt drohende weitere Kostensteigerung sowie geringen verkehrslichen Nutzen bzw. Nachteile von Stuttgart 21 gegenüber dem Ist-Zustand und möglichen kostengünstigeren Alternativen.
Die Studie des Umweltbundesamtes vom August 2010 trägt den Titel "Schienennetz 2025/2030. Ausbaukonzeption für einen leistungsfähigen Schienengüterverkehr in Deutschland". Sie wurde erstellt von Michael Holzhey, Referent bei der Task Force "Zukunft Schiene" beim Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Verkehrswissenschaft in Münster.
Studie als Download, Presseinformation vom UBA dazu. Vortrag von M. Holzhey in 5 Teilen auf youtube.Die Seiten 151-156 befassen sich mit Stuttgart 21. Das wichtigste in Stichworten:
- „Baukosten von rund 7 Mrd. Euro sind deutlich zu niedrig angesetzt“ (…)
„… zeichnen sich damit Gesamtkosten von mindestens 9 Mrd. Euro ab ggf. bis zu 11 Mrd.“ - „Dieser sehr hohe Aufwand steht u.E. in keinem Verhältnis zum geringen verkehrlichen Nutzen.“
- Fahrtzeitgewinne: nur so groß, weil derzeitige Fahrtzeit infolge Bauarbeiten und Streckeneinschränkungen in den 1990er-Jahren gestiegen.
- Teil des Reisezeitgewinns wird „durch das betriebliche Nadelöhr S21, die Laufwege im Bahnhof sowie durch teilweise schlechtere Anschlüsse aufgezehrt“.
- „Am schwersten wiegt die Kritik, dass die NSB [Neubaustrecke Wendlingen-Ulm] de facto für den Güterverkehr nutzlos ist bzw. ihm sogar schadet." Dies wegen der Steigung; es entsteht dadurch ein Nutzungskonflikt auf der Altstrecke mit dem Nahverkehr (SPNV), der hier ausgeweitet werden soll, was nur zulasten des Güterverkehrs möglich wäre.
- "Kannibalisierungseffekt": Erhebliche mittelbare Kollateralschäden auf Landes- und Bundesebene durch die anderswo fehlenden finanziellen Mittel. So wird z.B. der dringend notwendige Ausbau der "Rheintalbahn oder der Lückenschluss Rhein-Main - Rhein-Neckar mindestens bis 2020 ins zweite Glied rücken".
"... bremst die falsche Prioritätensetzung das Wachstum auf der Schiene weit über die Landesgrenzen hinaus." - Nadelöhr S21: "Folge wird sein, dass der SPNV-Fahrplan keinerlei Freiheitsgrade hat und jede geringfügige Verspätung das gesamte System an den Rand des Kollapses bringen kann."