Die kapitalistischen Wachstumstreiber zerstören Lebensgrundlagen - auch mit Autobahnen durch Moore, Wälder und Städte. Eine sozial-ökologische Verkehrswende ist unverzichtbar.
Die letzte Rede von Sabine Leidig im Deutschen Bundestag am 24. Juni 2021
Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Gäste!
Für meine letzte Rede greife ich ein bisschen zurück. Als ich 2009 in den Bundestag kam, war die Erschütterung der Finanzmarktkrise noch ganz frisch, die kapitalistische Megamaschine infrage gestellt – mit Recht. Die 500 größten Banken und Konzerne geben nämlich darin den Takt vor. Ihr einziger Zweck ist, den Shareholder-Value zu steigern. Längst ist klar, dass deshalb die Schere zwischen Hyperreichtum und Armut wächst und die natürlichen Lebensgrundlagen zerstört werden: Artenvielfalt, Ackerböden, Wasserhaushalte, stabiles Klima.
Schwere Fehler von Verkehrsminister Scheuer und seinem Ministerium bei der Pkw-Maut führen zu hohen Belastungen des Bundeshaushalts, aber vor allem zu einem weiteren ernsthaften Vertrauensverlust der Bevölkerung in die gesamte Bundesregierung und "die Politik" im Ganzen. Es ist unerträglich, dass Scheuer nicht zur Verantwortung gezogen wird.
Rede von Jörg Cezanne, 23. Juni 2021
(seine letzte Rede in der 19. Legislaturperiode)
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!
Dieser Untersuchungsausschuss war bitter nötig. Ohne ihn wäre das Versagen gleich mehrerer Verkehrsminister nicht aufgeklärt worden. Ein Versagen, das nicht nur zu hohen Belastungen für den Bundeshaushalt, sondern vor allem zu einem weiteren schweren Vertrauensverlust großer Teile der Bevölkerung in die Bundesregierung und die Politik insgesamt geführt hat. Es ist unerträglich, dass niemand hier die Verantwortung übernimmt.
Das Buch von Sabine Leidig mit vielen weiteren Beiträgen politischer Weggefährt*innen erklärt das Geschehen auf der verkehrspolitischen Bühne. Es versammelt konkrete Erfahrungen und große Zusammenhänge, theoretische Überlegungen und praktisches Wissen, Kritik an den herrschenden Verkehrsverhältnissen und Ideen, die über dieses System hinausreichen. Und viele Initiativen, die Mut machen.
Das Buch hat 240 Seiten, kostet 20,- und kann über das Büro von Sabine Leidig (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, 030-227-73769), aber auch über den Buchhandel bestellt werden. Weitere Infos hier.
Mobilität, die als Teil der Daseinsfürsorge begriffen werden muss, stellt die Voraussetzung für die Teilhabe aller Menschen an allen Lebensbereichen dar. Mobilität muss sich dabei an den Kriterien ausrichten, wie sozial und ökologisch sie gestaltet wird, wovon wir mit der einseitigen Fokussierung auf das Auto meilenweit entfernt sind. Das gilt insbesondere für das flache Land, wo die Menschen selbst bei einer vorhandenen Bereitschaft, vom Auto auf den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) umzusteigen, oft genug an schlecht ausgebauten bzw. getakteten Verbindungen scheitern. Zunächst einige Anmerkungen zur aktuellen Klimapolitik, zum Beschluss des Verfassungsgerichts zum Klimaschutzgesetz und zum Autoverkehr, dann schwerpunktmäßig dazu, wie Mobilität auch auf dem Land zukünftig stattfinden sollte, ja sogar muss.
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